und wir müssen gehen
Übergang von der Muttekopfhütte zur Hanauer Hütte (2)
Übergang von der Muttekopfhütte zur Hanauer Hütte (2)

Übergang von der Muttekopfhütte zur Hanauer Hütte (2)

Dieser Beitrag ist der zweite Teil einer dreitägigen Hüttentour in den Lechtaler Alpen. Der Weg führt von der Muttekopfhütte über die Muttekopfscharte und das Galtseitenjoch zur Hanauer Hütte.

Tourdetails

Datum: 18.06.2022
Länge: 10km
Höhenmeter: 1000m ▲ / 1050m ▼
Dauer: 8h inkl. Pausen, 7h Gehzeit
Schwierigkeit: T4
GPX-Track

Karte & Höhenprofil

Wegbeschreibung

Um 6:30 gibt es Frühstück auf der Mutte. Da ein langer Tag vor uns liegt, sind wir auch gleich zur Eröffnung des Frühstücksbuffets dort. Mit frischen Brötchen und selbstgebackenem Brot ein sehr guter Start in den Tag! Schon um 7:30 haben wir die Rucksäcke wieder auf dem Rücken und starten mit dem Aufstieg. Laut Wettervorhersage sollen es 23°C werden – direkt angenehm gegenüber den voraussichtlichen 35°C im Tal. Trotzdem ist es schon früh am Morgen so warm, dass wir direkt im T-Shirt in die Tour starten.

So früh am Berg ist es immer schön. Kaum jemand ist unterwegs und alles wirkt noch so verschlafen. Der Weg verläuft zu Beginn über saftige Wiesen, entlang des Malchbach. Auf den Hängen stehen Schafe und halten das Gras schön kurz, auf einzelnen Felsen sitzen Murmeltiere und chillen in der Sonne. An er ersten Weggabelung gehen wir weiter geradeaus, an der nächsten Gabelung folgen wir dem Wegweiser nach rechts zum Muttekopf.

Ab hier wird es dann auch deutlich alpiner und die Vegetation weicht Geröll und Felsplatten. In kurzen Serpentinen geht es bei einer Steigung von bis zu 60% bergauf. Weiter oben im sehr steilen Bereich sind dann auch mehrere Stahlseile angebracht, um den letzten Anstieg zur Scharte zur erleichtern.

Oben an der Scharte angelangt, zieht uns zuerst einmal total die Aussicht in ihren Bann. Wow! Neben dem markanten Gipfel der großen Schlenkerspitze erkennen wir auch schon Teile des weiteren Weges zum Galtseitenjoch. Dahinter die Gipfel der Lechtaler und Allgäuer Alpen und natürlich in greifbarer Nähe der Muttekopf.

Laut Wegweiser sind es zum Muttekopf nur noch 30 Minuten. Trotzdem entscheiden wir uns dafür, ihn auszulassen. Wir haben noch einen weiten und kräftezehrenden Weg vor uns und wollen deshalb nicht gleich zu Beginn schon Umwege un Kauf nehmen. Mit der Reichspitze gibt es später auch noch eine zweite Gipfeloption, die wir uns offen halten.

Die weitere Wegfindung von der Muttekopfscharte gestaltet sich ein wenig komplizierter. Zwar befinden sich direkt hinter der Scharte ein paar Markierungen, diese verlieren sich dann aber sehr schnell. Entgegen der Intuition müssen wir zuerst einmal für etwa 100m auf dem Grat in Richtung Muttekopf wandern, bis wir auf der linken Seite einen Fels sehen auf dem groß die Hanauer Hütte angeschrieben steht.

Wegweiser zur Hanauer Hütte

Von hier aus geht es nun entlang der Kübelwände durch Geröll talwärts. Von oben ist der weitere Weg schwer auszumachen, allerdings ist immer irgendwo eine Wegmarkierung in Sicht, sodass wir uns immer von einer Markierung zur nächsten hangeln und nicht verlaufen können. Der Weg selbst ist recht anspruchsvoll: Mehrere Stellen sind mit Stahlseilen und Ketten entschärft. Da wir nordseitig des Berges absteigen, befinden sich im Schatten auch noch einige kurze, aber sehr steile Schneefelder, die wir vorsichtig queren.

Bald erreichen wir einen richtigen, erkennbaren Pfad auf dem wir in den grasigen und blühenden Talkessel absteigen. Ein Wegweiser zeigt noch 3h bis zur Hanauer Hütte an und wir sind schon etwas über 4h unterwegs – damit liegen wir ganz gut in der Zeit. Im Schatten unter einem der vielen großen Felsen gönnen wir uns erst einmal eine wohlverdiente Mittagspause.

Gestärkt und frisch mit Sonnencreme versorgt machen wir uns dann an den Aufstieg zum Galtseitenjoch. Zuerst steigen wir über einen großen Schutthaufen auf, auf dem wir schnell an Höhe gewinnen. Dann queren wir leicht ansteigend ein Kar auf einem Pfad, den wir schon von der Muttekopfscharte aus sehen konnten, und erreichen das Joch etwa 1h nach der Mittagspause. Auch hier ist die Aussicht wieder atemberaubend. Ein Murmeltier sitzt auf einem Felsen vor uns und teilt diese Meinung offensichtlich 🙂

Beim Blick zurück auf die Kübelwände fragen wir uns, wie wir dort abgestiegen sind. Auch aus dieser Richtung ist kein Weg erkennbar. Der weitere Weg zur Hanauer Hütte dagegen ist leicht zu erkennen und auch die Hütte selbst ist schon sichtbar – und erstaunlicherweise auch hörbar! Vom Joch sind es laut Wegweiser noch 30 Minuten bis zur Reichspitze – gefühlt wirkt das aber nach einer sehr sportlichen Angabe. Da auch die Hanauer Hütte mit noch 2h angeschrieben ist, entscheiden wir uns für den Abstieg. Die Hütte liegt etwa 500 Höhenmeter unterhalb des Jochs.

Gleich von der Scharte geht es über Geröll in Serpentinen recht steil bergab. Dann folgt ein Stück durch ein großes Kar, an dessen Ende ein kleiner Gegenanstieg wartet. Ab hier beginnt dann auch wieder die Vegetation und wir wandern weiter durch grüne Wiesen. Ein Sturzbach und ein kleines, aber flaches Schneefeld müssen noch überquert werden, aber alles in allem ist der letzte Abschnitt der Tour wirklich entspannt zu gehen. Trotzdem zieht sich der Weg mehr in die Länge, als erwartet, weil man nicht direkt auf die Hütte zusteuert, sondern in einem Bogen. Bald erreichen wir wieder Latschenfelder mit jeder Menge blühender Blumen und nach einer Brücke an einem kleinen Stausee erreichen wir unser Tagesziel. Für den Abstieg haben wir statt der angegebenen 2h nur 1:30h benötigt.

Auf der Hütte freuen wir uns über eine dreiminütige heiße Dusche und ein erfrischendes Radler in der Nachmittagssonne. Nach und nach trudeln auch viele andere erschöpfte Wanderer von den Nachbarhütten ein. Zum Abendessen gibt es Spaghetti Bolognese, genau das richtige nach der Tour! Und weil’s noch nicht genug war, machen wir abends noch einen kleinen Spaziergang um die Hütte und ein Stück flussaufwärts, um die Muskeln nochmal ein wenig zu lockern und diese traumhafte Umgebung zu genießen.

Fazit

Die Wanderung von der Muttekopfhütte zur Hanauer Hütte ist anstrengend, lang und technisch nicht ganz einfach, aber man wird mit wahnsinnigen Aussichten belohnt – selbst ohne Gipfel. Auch bei dieser Etappe in den Lechtaler Alpen haben wir nur eine handvoll Menschen gesehen, was die ganze Tour noch eindrucksvoller hat. Keine Menschenseele soweit das Auge reicht – und von den Scharten aus reicht das sehr weit. Sicher nicht zuletzt dadurch haben die Berge hier auch noch ihren ursprünglichen Charakter erhalten.

Im Nachhinein hätten wir den Muttekopf als Gipfel mitnehmen können, aber das war im Voraus schwer abzuschätzen und man sollte die Länge der Tour definitiv nicht unterschätzen. Andere Gruppen, die von der Muttekopfhütte gestartet sind, haben für die Tour volle 10h gebraucht – ebenfalls ohne Gipfel! Auch beachten sollte man vor allem, dass die Tour komplett oberhalb der Baumgrenze verläuft. Schatten sucht man dadurch vergebens und entsprechend viel Wasser sollte eingeplant werden. Von unseren 3 Litern pro Person ist jeweils etwa ein halber Liter übrig geblieben.

Ein Kommentar

  1. Pingback: 3-Tage-Rundtour in den Lechtaler Alpen – Die Berge rufen

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