und wir müssen gehen
Von der Hochlandhütte zum Karwendelhaus (2)
Von der Hochlandhütte zum Karwendelhaus (2)

Von der Hochlandhütte zum Karwendelhaus (2)

Am zweiten Tag unserer dreitägigen Hüttenwanderung steigen wir wieder von Hochlandhütte ab nach Mittenwald und durch das Karwendeltal auf zum Karwendelhaus. Eigentlich wollten wir den Hüttenübergang über den Gjaidsteig begehen. Der liegt allerdings noch so tief im Schnee, dass er keine Option darstellt.

Tourdetails

Datum: 09.06.2023
Länge: 24km
Höhenmeter: 850m ▲ / 750m ▼
Dauer: 6:45h inkl. Pausen, 6:15h Gehzeit
Schwierigkeit: T1

AbstiegAufstieg
Länge6km17km
Höhenmeter50m ▲ / 750m ▼800m ▲ / 50m ▼
Dauer1:45h Gehzeit, kaum Pausen5:00h inkl. Pausen, 4:30 Gehzeit
SchwierigkeitT1T1
GPX-TrackDownloadDownload

Karte & Höhenprofil

Bewege die Maus über einen Track oder wähle einen im Control Panel aus ...

Wegbeschreibung

Heute liegt eine ordentliche Tagesetappe vor uns und zusätzlich müssen wir uns noch nach dem Fahrplan der Bahn richten. Wir planen, den Zug um 9:36 Uhr zu nehmen. Um noch genug Zeit für einen entspannten Abstieg und eine Frühstückspause unterwegs zu haben, starten wir früh morgens um kurz nach 7 Uhr von der Hochlandhütte. Eine tolle Morgenstimmung in den Bergen und es verspricht, ein schöner Tag zu werden.

Morgenstimmung an der Hochlandhütte

Für den Abstieg nach Mittenwald nehmen wir einen anderen Weg, als beim Aufstieg und folgen dem Weg Nummer 260 nach Westen. Der Weg ist einfach zu gehen und gut markiert. Nach der oberen Kälberalm geht es in Serpentinen den Wald hinunter. Hier sind viele Stufen in den Weg eingelassen, was den Abstieg erleichtert. Auch heute ist wieder Alpensalamander-Slalom angesagt, auch wenn es nicht ganz so viele sind, wie gestern 🙂

Alpensalamander bei der Hochlandhütte

Bald wird der Weg etwas breiter und verläuft neben einem kleinen Bachlauf. An einer schmalen Brücke mündet der Bach dann in den etwas größeren Kälberalpelbach, der dann weiter links des Weges fließt. Der Kälberalpelbach hat sich ein hier breites Bett in den Fels gegraben und rauscht mit mehreren Wasserfällen eindrucksvoll ins Tal.

An einer Furt gibt es noch einmal die Möglichkeit, den Bach zu überqueren, um an die Talstation der Materialseinbahn der Dammkarhütte zu gelangen und von dort einen der beiden Wege mit den Nummern 270 und 271 nach Mittenwald zu nehmen. Da wir auf dem Weg 271 aufgestiegen sind, überqueren wir den Bach nicht, sondern folgen weiter seinem Verlauf Richtung Tal. Als wir uns schon Mittenwald nähern, gibt es noch ein paar schöne Aussichten auf das Wettersteingebirge.

Ausblick ins Wettersteingebirge

Am Ende des Weges kommen wir an eine Gabelung, an der Mittenwald über die Kasernen nach rechts ausgeschildert ist. Nach einem Blick auf die Karte entscheiden wir uns trotzdem, nach links zu gehen. Zwar führen beide Wege nach Mittenwald, der linke sieht aber kürzer und waldiger aus, wogegen der rechte länger ist und mehr über Straßen führt. Unser Weg verläuft parallel zur Bundesstraße und schließlich erreichen wir wieder den Startpunkt des Wanderwegs von gestern. Von hier geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück über die Isar und zum Bahnhof. Es ist kurz vor 9 Uhr. Wir haben für den Abstieg rund 1:45h gebraucht.

Da wir noch etwa 40 Minuten Zeit haben bis der Zug kommt, ist es jetzt auch an der Zeit für eine Frühstückspause. Zur Sicherheit prüfen wir zuerst noch einmal auf dem Fahrplan wann und von welchem Gleis der Zug fährt und setzen uns schon einmal dort hin, um den Zug ja nicht zu verpassen. Mit uns am Gleis warten zwei Saarländer, die ebenfalls nach Scharnitz wollen, um dort mit dem Kanu auf die Isar zu gehen. Als sich die Abfahrtszeit nähert und der Zug noch nicht da ist, werden wir ein wenig stutzig. Dann fährt auf dem anderen Gleis pünktlich unser Zug ab. Leider war er durch einen anderen Zug auf unserem Gleis verdeckt, sodass wir ihn nicht gesehen haben. Gleiswechsel ohne Ansage oder Info auf der Anzeige – dort steht nur etwas zum Schienenersatzverkehr nach Garmisch. Thanks for travelling with Deutsche Bahn… not!

Etwas verärgert schließen wir uns mit den beiden Saarländern zusammen und rufen gemeinsam ein Taxi nach Scharnitz. Wenigstens können wir damit noch ein Stück weiter fahren, als nur bis zum Bahnhof und gleich am Karwendeltal wieder starten. Weiter geht es um 10:15. Zuerst überqueren wir die Isar, dann geht es bei einer großen hölzernen Infotafel links eine schmale, steile Straße bergauf. Am ersten Abzweig gehen wir nach rechts und folgen der Straße bis zu ihrem Ende. Hier beginnt die Mountainbike-Strecke zum Karwendelhaus.

16km Forstraße… aber eine wirklich schöne Strecke! Zuerst geht es leicht bergab, dann immer geradeaus und relativ eben am Talboden des Karwendeltals neben dem Karwendelbach entlang immer tiefer ins Tal hinein. Wir passieren blühende Wiesen, saftige Wälder, rauschende Wasserfälle und jede Menge hohe Berge auf beiden Seiten des Tals. Dabei haben wir herrliches Wetter. Es ist wirklich traumhaft. Auf dem Weg werden wir von Dutzenden von Mountainbikern überholt, die alle das gleiche Ziel haben, wie wir. Recht haben sie ja: Die Strecke mit der verdichteten Straße ist leider wirklich eher für Fahrräder ausgelegt und weniger für Wanderer.

Wasserfall im Karwendeltal

An einer von mehreren Weideflächen werden gerade Rinder per Transporter für den Almsommer gebracht. Einem Jungbullen gefällt diese Relokation offensichtlich gar nicht. Lautstark muhend kommt er auf uns zu. Wir weichen vorsichtig von der Straße ab und versuchen über die Wiese an dem Tier vorbei zu kommen. Als er dann aggressiv trabend hinter uns her läuft, fliehen wir schnell zum Gatter und verschließen es hinter uns. Wow, das hatten wir auch noch nicht! Normalerweise sind die Weidetiere immer ganz entspannt…

Weiter geht es vorbei an einer großen Wildfütterungsstelle. Von hier aus ist jetzt auch der Hochalmsattel sichtbar, der das Talende bildet und auf dessen rechter Seite sich das Karwendelhaus befindet.

Der Hochalmsattel bildet das Ende des Karwendeltals

Bevor es etwas steiler zum Sattel und der Hütte hinauf geht, legen wir noch eine Rast bei ein paar Ahornbäumen ein. Dann gehen wir auf dem gleichen Weg wie die Mountainbiker die langen Serpentinen bergauf. Nach einer Weile gibt es etwas versteckt einen direkteren Wanderweg, der aber wohl nicht mehr gepflegt wird. Hier kann man die Serpentinen abkürzen, was allerdings deutlich steiler ist. Manche dieser Abkürzungen nehmen wir, andere nicht. An der Hochalm vorbei wandern wir dann querfeldein über Trampelpfade direkt auf das Karwendelhaus zu. Um 15:15 kommen wir an der Hütte an und sind dankbar, die Wanderstiefel ausziehen zu können.

Blick zurück ins Karwendeltal

Nachdem wir die Lager bezogen haben, belohnen wir uns für den langen Tag mit Kaiserschmarrn und Radler. Den frühen Abend verbringen wir in und um die Hütte und unterhalten uns mit anderen Wanderern. Zum Abendessen ist der Gastraum der ausgebuchten Hütte zum Bersten voll und es werden immer weitere Tische aufgebaut. Nach dem Essen machen wir noch einen Spaziergang ohne Gepäck zum Hochalmsattel und genießen das intensive Farbspiel bei tiefstehender Sonne und dann auch den Sonnenuntergang.

Während wir so stehen und staunen, kommt noch ein Paar mit Skiern an der Hütte an, um am nächsten Tag die Birkkarspitze als Skitour zu gehen. Der Mann ist offenbar in Skischuhen die 16km durchs Tal gelaufen, die Frau in Zehentrenner-Sandalen. Wahnsinn! Mir tun meine Füße schon mit gut gedämpften Wanderschuhen weh.

Um 21 Uhr gibt der Hüttenwirt noch eine Ansprache mit dem Wetterbericht und den Tourenbedingungen für morgen. Dass weder die Birkkarspitze noch der Gjaidsteig begehbar sind, ist für uns keine Neuigkeit, löst aber bei vielen anderen Wanderern Enttäuschung aus. Das Wetter soll aber zumindest bis zur Nachmittag halten.

Fazit

Die Tagesetappe ist mit 24km eine ganz schöne Herausforderung, bei frühzeitigem Aufbruch allerdings gut zu bewältigen. Die Wege sind einfach zu gehen, aber vor allem der Aufstieg durch das Karwendeltal zum Karwendelhaus zieht sich ganz schön in die Länge. Die harte Forststraße wird irgendwann auch sehr anstrengend für die Füße.

Trotz der Strapazen lohnt sich die Tour. Das Karwendeltal verläuft total malerisch zwischen den Bergen und bietet ein Postkartenmotiv nach dem anderen. Auch das Karwendelhaus liegt wunderschön mit tollen Ausblicken ins Karwendeltal im Westen und ins Johannestal im Osten.

Lowlight des Tages war leider die Deutsche Bahn, die die Gleisänderung für unseren geplanten Zug weder angezeigt noch durchgesagt hat. Dadurch waren wir gezwungen, ein Taxi zu rufen. Aber auch daraus haben wir wieder etwas gelernt: Wann du dich auf die DB verlässt, bist du verlassen! Lieber doppelt und dreifach checken.

Ein Kommentar

  1. Pingback: Dreitägige Hüttentour im nordwestlichen Karwendel – Die Berge rufen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert