und wir müssen gehen
Besteigung des Teide Vulkans auf Teneriffa
Besteigung des Teide Vulkans auf Teneriffa

Besteigung des Teide Vulkans auf Teneriffa

Selbst in unseren Flitterwochen auf Teneriffa können wir es nicht lassen und es zieht uns natürlich zum Berg. Schon lange auf der Bucket List, geht es heute auf den Teide. Dabei ist diese Tour gleich in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit. Zum einen waren wir noch nie auf einem Vulkan und zum anderen ist der Pico del Teide mit 3.715m auch unser bisher höchster Gipfel. Allerdings ist die Tour keine spontane Aktion, sondern schon lange geplant. Für die Besteigung des Gipfels im Teide-Nationalpark braucht man nämlich eine Genehmigung, die man etwa drei Monate im Voraus beantragen muss.

Tourdetails

Datum: 03.10.2022
Länge: 19km
Höhenmeter: 1400m ▲ / 1400m ▼
Dauer: 9h inkl. Pausen, 8h Gehzeit
Schwierigkeit: T2
GPX-Track

Karte & Höhenprofil

Wegbeschreibung

Unser Tag beginnt noch fast mitten in der Nacht. Schon um kurz nach halb 5 Uhr morgens fahren wir mit dem Mietwagen von unserem Hotel in Vilaflor zum Wanderparkplatz am Teide. Der Plan, früh vor Ort zu sein, um auf dem kleinen Parkplatz noch einen Platz für unser Auto zu finden, geht leider nicht auf. Der Parkplatz ist bereits bis auf den letzten Platz belegt von Wanderern, die offenbar den Sonnenaufgang vom Gipfel aus sehen wollen. Auch eine kleine Bucht am Straßenrand ist bereits belegt, sodass wir den SUV etwas gewagt ein kleines Stück die Böschung hinab manövrieren und auf eine ebene Fläche abstellen. Perfekt. Schuhe geschnürt, warm angezogen, Auto abgeschlossen und… Wow!

In dem Moment, als die Scheinwerfer ausgehen, wird uns bewusst wie umwerfend die Nacht ist. Es ist sternenklar, stockdunkel und absolut still. Nicht ohne Grund wurde unweit von hier auch eine Sternwarte errichtet, denn künstliche Lichtquellen gibt es hier keine. Der Nachthimmel wirkt fast schon surreal. Wir können mit bloßem Auge die Milchstraße erkennen und sehen einige Sternbilder ganz deutlich.

Orion und Stier sind klar zu erkennen. Aufnahme ohne Stativ

Nach reichlich staunen schalten wir die Stirnlampen an und starten um 5:30 auf dem breiten Fahrweg in Richtung Gipfel. Der Weg ist wirklich einfach zu gehen und an jedem Abzweig gibt es einen Wegweiser, sodass man sich eigentlich nicht verlaufen kann. Nach etwa 15 Minuten erreichen wir bereits den ersten Abzweig, an dem wir uns links halten. Weitere 20 Minuten später, immer noch in tiefster Nacht, folgen wir einem weiteren Wegweiser nach links Richtung Pico del Teide. Gegen 7 Uhr sind wir am Abzweig zur Montaña Blanca.

Ab hier wird der Wanderweg auch deutlich schmaler und spürbar steiler. Trotzdem bleibt die Steigung bei moderaten 20-30%. Auf dem sehr gut ausgebauten Weg kommen wir schnell voran und als gegen 7:15 es im Osten langsam dämmert und mit jeder Minute unaufhaltsam heller wird, sind wir bereits auf über 2800m. Um halb 8 ist es hell genug, um die Stirnlampen auszuschalten und um punkt 8 Uhr bricht zum ersten Mal die Sonne durch die Wolkendecke am Horizont. Die Landschaft wird sofort in ein rotes Licht getüncht und sogleich vermittelt die Sonne auch ein wohlig wärmendes Gefühl, obwohl nach wie vor Temperaturen nahe des Gefrierpunkts herrschen.

Wir folgen weiter dem Wanderweg #7 bergauf, dessen karge Vegetation bald komplett schwindet und durch blankes Vulkangestein ersetzt wird. Als wir um 8:45 das Refugio de Altavista auf 3.270m Höhe erreichen, steht die Sonne bereits hoch oben. Die Schutzhütte ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie geschlossen, allerdings ist einer der Schlafräume mit sechs Betten und der Eingangsbereich des Haupthauses unversperrt. Da wir bereits rund 900 Höhenmeter geschafft haben, wird es höchste Zeit für eine Frühstückspause in der wärmenden Sonne. Das Thermometer an der Schutzhütte zeigt jetzt 8°C in der Sonne an. Unser Hotel war so freundlich, uns Sandwiches für die Wanderung zu machen, da wir nicht beim Frühstück dabei sein können. Herrlich, Frühstück mit Aussicht!

Nach einer halben Stunde steigen wir gestärkt und voller Elan weiter. Der Weg ist jetzt ein schmaler, steiler Pfad durch das Geröll eines gigantischen Schutthaufens. Bald kommen uns Wanderer von oben entgegen, die lange vor uns in der Nacht aufgebrochen sind und schon wieder absteigen. Die Landschaft ist unglaublich eindrucksvoll und mit ihren bizarren Felsformationen so ganz anders, als alle anderen Bergtouren, die wir bisher unternommen haben.

Bizarre Felsen

Um 10:20 erreichen wir die Bergstation der Seilbahn auf 3.555m. Ab hier beginnt der Wanderweg #10 zum Krater des Vulkans, den man nur mit Genehmigung begehen darf. Hierfür haben wir uns vor etwa drei Monaten beim Nationalpark registriert. Als wir jedoch am Tor zum Wanderweg stehen, finden wir es unbewacht vor. Da heute ein sehr starker Wind weht, fährt die Seilbahn nicht und folglich ist auch kein Ranger auf dem Berg. Für uns ist das natürlich der Jackpot. Keine Gondel-Touristen, wir haben den Berg für uns allein ❤️

Gipfelaufbau des Teide

Die letzten 150 Höhenmeter zum Krater führen über steile Stufen hinauf. Wir kommen uns ein wenig vor, wie die Hobbits auf dem Schicksalsberg. Es ist wirklich extrem windig auf dem exponierten Gipfelaufbau und man muss wahnsinnig aufpassen, nicht vom Berg geblasen zu werden. Wir verharren mehrfach in der Hocke, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten und hadern mit uns, ob wir noch kurz vor dem Ziel umkehren.

Dadurch, dass es aber immer wieder kurze Fenster gibt, in denen wir vorsichtig vorankommen, schaffen wir es letztendlich bis zum Gipfel auf 3.715m. Zwar kann man im Krater keine Lava sehen, aber dass der Teide immer noch ein aktiver Vulkan ist, macht er uns trotzdem unmissverständlich klar. Der Schwefelgeruch, den die grünen Ablagerungen im Krater absondern, ist nämlich trotz des Windes ganz deutlich wahrnehmbar. Die Aussicht von oben über den riesigen Einsturzkessel der Cañadas del Teide ist sehr eindrucksvoll. Leider liegt Saharasand in der Luft, sodass wir das Meer nicht sehen können.

Der Abstieg vom Berg führt über den gleichen Weg zurück, den wir herauf gekommen sind. Auf dem Weg machen wir noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt Mirador de La Fortaleza, in dessen Nähe wir auch ein kleines Nagetier sehen, das es hier auf rund 3.500m sicher auch nicht leicht hat. Wir sind uns uneinig darüber, ob es sich um eine Maus oder eine Ratte handelt.

Maus oder Ratte?

Wir gehen wieder zurück zum Refugio und weiter ins Tal. Jetzt bei Tageslicht ist der Abstieg durch die Vulkanlandschaft auch noch einmal ein Highlight. In der Dunkelheit hatten wir gar kein Zeitgefühl und dadurch erscheinen und manche Abschnitte jetzt endlos lange, die wir in der Nacht gefühlt ganz schnell durchwandert haben. Im unteren Bereich des Vulkans sehen wir jetzt auch die bekannten Teide-Eier, die zu Dutzenden direkt neben dem Weg liegen, in der Nacht allerdings unsichtbar waren.

Die Sonne brennt mittlerweile unbarmherzig auf uns herab und mit jedem Meter, den wir absteigen wird es wärmer. So sind wir froh, um 14:30 wieder den Parkplatz und damit das Ende unserer Wanderung zu erreichen. Der Rest unserer Hochzeitsreise wird sicher wieder entspannter 🙂

Fazit

Nach der neunstündigen Tour sind wir echt geschafft, aber auch total begeistert. Es war die Anstrengung auf jeden Fall wert! Die Wanderung ist technisch nicht anspruchsvoll, die Wege sind gut ausgebaut. Konditionell ist die Besteigung des Teide aber auf keinen Fall zu unterschätzen. Es geht über 19km insgesamt 1400 Höhenmeter auf und auch wieder ab. Auch die absolute Höhe auf über 3.700m sollte man berücksichtigen, insbesondere wenn man, so wie wir, am Tag zuvor noch auf Meereshöhe am Strand gelegen hat.

Landschaftlich war die Wanderung durch die Vulkanlandschaft für uns ein einmaliges Erlebnis und in keinster Weise mit unseren Bergtouren in den Alpen zu vergleichen. Durch den Schwefelgeruch im Gipfelbereich war die Tour auch wahrlich ein Erlebnis für alle Sinne 😀

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