und wir müssen gehen
Tagestour auf die Seebergspitze
Tagestour auf die Seebergspitze

Tagestour auf die Seebergspitze

Bei bestem Wetter geht es heute auf die Seebergspitze. Ein grandioser Aussichtsberg direkt am Achensee.

Tourdetails

Datum: 17.04.2022
Länge: 11km
Höhenmeter: 1150m ▲ / 1150m ▼
Dauer: 8h inkl. Pausen, 7h Gehzeit
Schwierigkeit: T3
GPX-Track

Karte & Höhenprofil

Wegbeschreibung

Wir starten um 9:20 direkt von unserer Unterkunft, dem Landhaus Achental. Das Auto darf heute stehen bleiben. Obwohl die Scheiben am Auto über Nacht gefroren sind, verspricht der Blick ins Tal einen herrlichen Tag.

Blick ins Tal und auf die umliegenden Berge

Der Wanderweg beginnt direkt nach einer Brücke im Wald. Die Wegweiser zeigen viele mögliche Ziele, wir folgen den Pfeilen Richtung Seebergspitze ein kleines Stück den Wald bergauf. An der folgenden Gabelung geht es nach links oder rechts. In beide Richtungen ist die Seebergspitze ausgeschildert. Das macht Sinn, schließlich ist die Tour ein Rundweg. Wir starten nach rechts, laufen die Tour also gegen den Uhrzeigersinn.

Entgegen der Beschilderung stürzen wir gleich nach dem Wegweiser nach links in den Wald und folgen einem alten, offensichtlich nicht mehr gewartetem Weg – die Karte will es so. Und ja, rückblickend rate ich dringend davon ab, die Tour so zu begehen. Die Markierungen am Weg sind zwar noch gut erhalten, allerdings wurden die Schilder entfernt und wohl aus gutem Grund. Zu Beginn verläuft der Weg noch über wurzelige Stellen, aber im Großen und Ganzen angenehm bergauf. Bald wird der Weg dann aber zu einem extrem schmalen Pfad und führt über sehr steiles Gelände, das durch überwucherndes Gras sehr rutschig ist.

Nach einer Weile in der Einsamkeit des verlassenen Weges fühlen wir uns irgendwie beobachtet. Und tatsächlich: Zwei Gämse stehen weiter bergauf vor uns auf dem Weg und schauen uns unverhohlen an, als wollten sie fragen, was wir hier zu suchen haben. Mit jedem Schritt, den wir vorwärts machen, ziehen sich die scheuen Tiere weiter zurück, ohne uns dabei aus den Augen zu lassen, und verschwinden bald aus unserem Blickfeld. Auf dem Bild sieht man eine der Gämse zwischen den Bäumen stehen.

Eine Gams zwischen den Bäumen

Als der Weg wieder flacher wird, gibt es mehrere schöne Aussichten auf den Achensee und die dahinter liegenden Zillertaler Alpen. Sicherlich sind das auch Blicke, die man auch auf dem ausgeschilderten Weg hätte, aber wer weiß, ob wir dort Gämse gesehen hätten? Ein bisschen Abenteuer gehört wohl einfach dazu, wenn wir unterwegs sind. Trotzdem wie gesagt: Keine Empfehlung für diesen Weg, besser den Schildern folgen.

Blick auf den Achensee und die Zilltertaler Alpen

Um etwa 11:00 treffen wir wieder auf den ausgeschilderten Weg. Auch von oben wurden die Schilder „unseres“ Weges entfernt. Zeit gespart haben wir durch diese Abkürzung über 500 Höhenmeter offensichtlich auch nicht. Der Normalweg läuft dann direkt viel entspannter.

Ab etwa 1600m beginnen die ersten Schneefelder, die bald zu einer geschlossene Schneedecke werden. Die Spuren im Schnee sind gut ersichtlich und ein gelegentlicher Check mit der Karte bestätigt uns, dass wir richtig laufen. Das einzige, was uns aufhält, sind die wahnsinnigen Ausblicke, die mit jedem Höhenmeter besser werden.

An einer „psychologischen Schlüsselstelle“ holen uns zwei andere Pärchen ein und alle begutachten den weiteren Weg mit gemischten Gefühlen. Das Gipfelkreuz ist schon in greifbarer Nähe, allerdings muss man an dieser Stelle zuerst ein paar Meter steil im Schnee absteigen und dann noch die letzten ~150 Höhenmeter auf einem schmalen, ausgesetzten Grat erklimmen. Zusätzlich ist Vorsicht geboten, da der Grat mit überhängenden Schneekuppen bedeckt ist, was man von der Schlüsselstelle aus ganz gut sehen kann.

Letztendlich sind wir die einzigen, die es wagen, weiterzugehen. Die anderen haben ihren persönlichen Gipfel erreicht und steigen wieder ab. Wie so oft sieht es von unten schlimmer aus, als es dann tatsächlich ist, ein bisschen heikel ist der Weg aber schon und man muss aufpassen – schön weit innen laufen, wo möglich, dass keine Schneekante abbricht. Nach rund 50 Minuten erreichen wir um 13:15 Uhr den Gipfel über dem Achensee mit herrlichem Panorama ins Rofan, Zillertal und Karwendel. Dazu haben wir den Gipfel für uns allein und machen zuerst mal eine Brotzeit mit Aussicht 🙂

Nach einer ausgiebigen Pause ist die Frage, wie wir wieder absteigen. Über den gleichen Weg zurück, oder über den unbekannten Weg über den Pasillsattel und die Pletzachalm. Nach einem kurzen Abwägen und, weil wir Menschen vom Pasillsattel aufsteigen sehen, entschließen wir uns, die Tour zur Rundtour zu machen und dort abzusteigen. Der obere Teil der Tour ist eine ziemliche Kraxelei am Grat entlang und zum Glück durch die Exposition schon schneefrei. Nach einer steilen Rinne geht es weiter im Geröll bergab, bis dann in den Latschenfeldern wieder der Schnee anfängt. Mit den Grödeln lässt es sich hier dann aber sehr viel angenehmer gehen, als im losen Geröll. Bis zum Pasillsattel haben wir eine geschlossene Schneedecke, dann am südseitigen Hang ist es wieder schneefrei.

Der Abstieg vom Pasillsattel zur Pletzachalm verläuft noch einmal rund 600 Höhenmeter über Serpentinen größtenteils im Wald. Ab der Alm geht es dann über den sehr flachen Seebergsteig zurück nach Pertisau. An gefühlten Dutzenden von Bänken vorbei, die wir weiter oben vermisst haben, erreichen wir Pertisau nach einem dreistündigen Abstieg wieder um 17:10 Uhr.

Abends im Dorfwirt belohnen wir uns wohlverdient und stilecht mit Käsespätzle, Spinatknödel und Radler, der Klassiker 🙂

Die kleinen Wehwehchen der Tour:

  • Abends im Restaurant entdeckt Jacqueline die erste Zecke für diese Saison, die sich an ihrem Unterarm festgebissen hat. Zum Glück ist die Zeckenkarte immer im Geldbeutel, sodass wir sie gleich entfernen.
  • Ich habe Sonnenbrand an den Händen, weil Jacqueline mich eingecremt hat und meine Hände dadurch keine Sonnencreme gesehen haben – sowas ist mir auch noch nicht passiert!

Fazit

Die Seebergspitze ist ein klasse Aussichtsberg mit tollem Panorama in alle Richtungen. Die Wanderung, vor allem in unserer Variante und bei noch spätwinterlichen Verhältnissen, war durchaus anspruchsvoll, aber sehr lohnend. Trotz des tollen Wetters hatten wir den Berg fast für uns allein – ein Geheimtipp? Ganz unbekannt scheint der Berg nicht zu sein, aber eben nur zu Fuß erreichbar, während viele andere Berge um den Achensee auch mit Liften entschärft werden können. Für uns war die Tour definitiv ein absolutes Highlight in unserem Kurzurlaub am Achensee!

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